Die Faschingsopas
Staubend und Zigarre qualmend "stolpern" sie über die Bühne. Ihre Hymne: "Jawoll meine Herrn..." klingt den Gästen kultig im Ohr. Doch wer sind diese Kultfiguren in ihren schwarzen Anzügen, mit Zylinder, Melone, Häubchen oder sogar Pickelhaube?
Geboren wurde die Idee der Faschingsopas in den Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts. Der IHS Fasching war fest in den Händen der Seefahrtsschüler. Mit dem Wechsel der Jahrgänge wechselten auch die Organisatoren. Damit die aus dem Hochschulteil Wustrow kommenden Neueinsteiger das Faschingsfahrrad nicht jedes Mal neu erfinden mussten, galt es, die wertvollen Erfahrungen zu erhalten und weiterzugeben. Auch die für so eine Veranstaltung notwendigen Beziehungen (zu neudeutsch "Connections") durften nicht versanden. Ein Aspekt, der besonders zu DDR-Zeiten unverzichtbar und überlebenswichtig war. Last but not least - die Karten für den IHS Fasching waren der pure Goldstaub und wurden DDR-weit gehandelt. Wer nun nach monatelangem Seetörn wieder in Rostock anlandete, hätte im Regelfall kaum eine Chance, diese heiß begehrten Tickets zu ergattern. Es sei denn...? Es sei denn, man war ein Faschingsopa! Eine kleine Gruppe "altgedienter" IHS-Faschingsenthusiasten tat sich 1982 zusammen, um eine Art Ältestenrat des Faschingsclubs (damals "11er-Rat") zu gründen. Eben die Faschingsopas. Schnell erlangten sie Kultstatus. Sie nahmen eine privilegierte und angesehene Stellung innerhalb des Faschingsclubs ein.
Faschingsopa kann theoretisch jedes besonders aktive IHS-Faschingsclubmitglied werden. Einen Automatismus hingegen gibt es nicht. Wer besonders prägend über Jahre für und auf den IHS Fasching (ein)gewirkt hat, der erhielt mit ein wenig Glück die begehrte Weihe. Dazu wurde von einem Faschingsopa eine Laudatio auf den Kandidaten gehalten. Nach einem Jahr als "Kandidat", versehen mit einem 100%-ig zu erfüllenden "Kandidatenauftrag", konnte man in die Reihen der Opas aufgenommen werden. Das ist auch heute noch so. Vorrausgesetzt der Kandidat erhält den "Segen" der Opas. Immerhin verkörpern sie mit der Pflege der kultigen Traditionen den Geist des IHS Faschings.
Abschließend noch ein Wort zu den Faschingsomas. Eigentlich heißt es ja, man wird Mit-Glied bei den Faschingsopas, was sich zumindest, rein anatomisch betrachtet, bei und mit diesen (weiblichen) Faschingsclubmitgliedern nicht so leicht realisieren lässt. But nothing is impossible...! Faschingsomas sind also weibliche Faschingsopas. Jene Gründer und Urväter der Faschingsopa-Idee hatten neben ihrem edlen Ansinnen ganz pragmatische Defizite. Diese wurden durch das Organisationstalent ihrer Frauen ausgeglichen. So kam es, dass diese guten Seelen der Faschingsopaorganisation bald selbst Opas, sprich Omas (weil ja weiblich) wurden. Die heutigen Faschingsomas brauchten derartige Beziehungskisten für ihren Ritterschlag nicht. Sie wurden für ihr besonders aktives Faschingsclubwirken geehrt und in den Status eines Faschingsopas erhoben. Damit man sich nicht ständig die Zunge bricht, gilt: wenn von Faschingsopas gesprochen wird, dann sind die Faschingsomas natürlich mittendrin!